Lampenfieber

Vortragsbeginn in 30 Sekunden. Mein Puls nähert sich 160 bpm. Meine Augen suchen Fluchtwege. 🥵🥶🤯 Völlig normal.

Tatsächlich geflüchtet bin ich nur ein Mal. Als PostDoc sollte ich beim jährlichen Abteilungstreffen meine Ergebnisse präsentieren. Minuten vor dem Vortrag sage ich zu meinem Chef „Ich kann nicht.“ und gehe. Den restlichen Tag verbrachte ich mit Gartenarbeit. Einen abgestorbenen Flieder habe ich mit bloßen Händen aus der Erde gehebelt. Da musste viel Energie raus...

Naheliegende Frage: Danach wechselte ich in die Kommunikation? Da gehört die Bühne doch zum Alltag, oder? Stimmt. Mein Lampenfieber ist auch nicht wie weggezaubert.

Training

Je öfter ich vor Gruppen spreche, desto ruhiger werde ich. Inzwischen weiß ich, dass die Nervosität nach der ersten Minute meines „Auftritts“ nachlässt. Mein Fokus ist dann auf dem Thema.

Ganz weg ist Lampenfieber trotzdem nie. Auch längere Vortragspausen lassen es wieder ansteigen.

Gelegenheiten wahrnehmen, vor Gruppen zu sprechen, hilft die Nervosität zu verringern.

Dein Projekt!

Mai 2019: Abendveranstaltung im Deutschen Museum mit 200 geladenen Gästen. Vortrag zu einem Kooperationsprojekt. Lampenfieber? Oh ja!

Aber: Einige Monate zuvor hatte ich ein geradezu disruptives Aha während eines Kommunikationstrainings. Dort sprach ich über mein Lampenfieber und Überlegungen, diesen Vortrag jemand anderem zu überlassen. Die Antwort des Dozenten: Wenn du diesen Pitch nicht machst, kannst du auch gleich das Projekt abgeben. Du leitest das Projekt, also präsentiere es.

War hart, aber hat klick gemacht: Ich investiere viel Zeit, Denken und Herzblut in meine Projekte. Damit sie gut funktionieren, müssen auch andere sie spannend und unterstützungswürdig finden.

Das ist eine starke Motivation, um das Lampenfieber zu überwinden.

Raus aus der Komfortzone, sprich über dein Projekt. Zeige, warum es (dir) wichtig ist.

Starthilfe

Der Wackelpudding in den Knien ist in den ersten Sekunden des Vortrags am größten? Lerne deinen Eröffnungssatz in- und auswendig. Wenn dich jemand nachts um 3 Uhr weckt und sagt „Los!“, dann muss dieser Satz flüssig und ohne Zögern aus dir rauskommen. Damit schaffst du es über die ersten Sekunden vor Publikum und dann 🤞 läuft’s (leichter).

Keine Rampensau?

Es gibt Menschen, die wahnsinnig gern vor Publikum sprechen. Für viele ist es aber nicht so leicht und das ist okay! Sprich darüber, vielleicht sogar während deines Vortrags. Diese Ehrlichkeit wird Empathie auslösen und macht dich authentisch. Es nimmt etwas den Druck und du hast den Kopf frei für das, was dir wichtig ist: Dein Projekt zu zeigen. ♥️

===========
In meiner Serie #wisskommabc geht es um Werkzeuge, Themen und Kernelemente der strategischen Wissenschaftskommunikation und Erfahrungen aus dem Alltag.

Analyse